Hoch gedämmt und trotzdem Kondensat?
- René Graf
- 30. Mai
- 1 Min. Lesezeit
An einen Baugutachter wird oft der Anspruch gestellt, dass er alles weiss und eine Glaskugel hat.
Man erwartet, dass er die Lösung schon kennt, bevor das Problem überhaupt besichtigt wurde.
Weit gefehlt.
Wir sind – fast – normale Menschen, mit einer besonderen Gabe: Wir tragen das Sherlock-Holmes-Syndrom in uns.
Bei diesem Fall stand ich tatsächlich vor einem Rätsel:
Das Detail hätte ich in jedem Vorprojekt so durchgewunken – top gedämmt, sauber ausgeführt, alles richtig gemacht.
Und dennoch:
Es entstand massiv Kondensat.
Als ich die LED-Leuchte im Winter entfernte, lief das Wasser nur so herunter – aus dem Elektrorohr und von der Untersicht her.
Mein erster Gedanke:
Das Elektrorohr wurde vermutlich warmseitig geführt.
Aber nein, der Elektriker konnte das plausibel widerlegen.
Erst als ich die Skizze anfertigte und mit den Unternehmern sprach, fiel es mir wie Schuppen von den Augen:
Die LED-Leuchten heizen den Luftraum über der Untersicht auf.
Die warme, feuchte Luft steigt auf und trifft an der kalten Rinne auf ihre physikalischen Grenzen – dort kondensiert sie.
Die Ummantelung mit dem Dreischichtbrett hilft da wenig.
Die Lösung:
Der gesamte Hohlraum wird nun gedämmt – Problem gelöst.
Hättest du das schon im Vorprojekt erkannt? Ja?
Dann – herzlichen Glückwunsch – werde sofort Baugutachter! 😉

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